Es gibt Momente im Poker, da kippt ein ganzes Leben innerhalb weniger Hände. Ausgerechnet am Final Table wird aus einem Spieler, der sich bis dahin nur für seine Skills am Kartentisch auszeichnen konnte, plötzlich jemand, dessen Name in jedem Poker-Magazin und auf jeder Pokerseite der Welt kursiert. Doch was genau braucht es dafür?
Eine Menge Mut zum Risiko, kühle Nerven und in aller Regel auch ein Turnier, dessen Buy-In und Teilnehmerfeld in der höchsten Liga spielt. Schließlich liegen Millionen nicht einfach so auf dem Tisch. Wer sich in die Liste der größten Pokergewinne aller Zeiten einreiht, hat eine echte Ausnahmesituation geschaffen und die Geschichten dahinter sind mindestens so spannend wie die Summen selbst. Hier ein Streifzug durch die höchsten offiziell dokumentierten Gewinne der Pokergeschichte.
Bryn Kenney kassiert beim Triton Million for Charity
Ein Sieg ist nicht immer alles. Dass man mit einem klugen Deal manchmal noch mehr herausholen kann als mit dem Turniersieg an sich, zeigte Bryn Kenney beim legendären Triton Million for Charity im Jahr 2019.
Obwohl der US-Amerikaner im Heads-Up dem Briten Aaron Zang unterlag, verließ er das Turnier mit dem dicksten Scheck über 20,5 Millionen Dollar. Grund dafür war eine Vereinbarung zwischen den letzten beiden Spielern, die den Preispool aufteilten.
Mit einem Buy-In von satten 1,05 Millionen Pfund. Umgerechnet rund 1,3 Millionen Dollar, war das Turnier ohnehin das teuerste der Welt. Neben Pokerprofis hatten sich auch etliche wohlhabende Geschäftsleute angemeldet. Ein Teil der Buy-Ins floss an die One Drop Foundation, die sich für den Zugang zu sauberem Trinkwasser engagiert. Bis heute steht Bryn Kenneys Mega-Gewinn unangefochten an der Spitze der offiziell erfassten Turniergewinne, wie https://www.cardplayer.com/de/poker berichtet.
Antonio Esfandiari triumphiert beim Big One for One Drop
Manchmal braucht es einen Clown, um Millionen an den Pokertisch zu bringen. Guy Laliberté, Gründer des Cirque du Soleil, rief 2012 das Big One for One Drop ins Leben, ein Charity-Turnier im Rahmen der World Series of Poker. Mit einem Buy-In von exakt einer Million Dollar war es das teuerste Turnier, das Las Vegas je gesehen hatte. 48 Teilnehmer stellten sich der Herausforderung. Am Ende setzte sich Antonio Esfandiari durch und nahm unglaubliche 18.346.673 Dollar mit nach Hause.
Es war ein Moment, der weltweit Schlagzeilen machte und Esfandiaris ohnehin schillernde Karriere endgültig vergoldete. Teile des Preisgeldes flossen, wie geplant, an wohltätige Zwecke. Der Rest reichte locker für einen Platz in den Poker-Annalen.
Dan Colman gewinnt das Big One for One Drop
Nur zwei Jahre später wiederholte sich das Spektakel. Das Big One for One Drop 2014 zog erneut die Pokerelite nach Las Vegas. Diesmal war es der US-Profi Dan Colman, der sich am Ende durchsetzen konnte. Sein Gewinn waren satte 15.306.668 Dollar. Anders als Esfandiari mied Colman nach dem Sieg allerdings das Rampenlicht. Presseauftritte? Fehlanzeige. Interviews? Ebenfalls nicht sein Ding. Ein Pokerprofi, der lieber die Karten als die Kameras sprechen ließ. Das änderte jedoch nichts daran, dass er sich mit diesem Gewinn einen Platz unter den Größten sicherte.
Aaron Zang wird offizieller Sieger des Triton Million for Charity
Während Bryn Kenney 2019 mit dem größten Scheck davonmarschierte, war der offizielle Sieger des Triton Million for Charity ein anderer, nämlich der Chinese Aaron Zang. Nach dem Heads-Up-Deal erhielt er eine Auszahlung von 16.775.820 Dollar.
Auch wenn diese Summe knapp unter Kenneys Rekord lag, war der Erfolg von Zang historisch. Er hatte sich gegen eines der stärksten Teilnehmerfelder der Geschichte durchgesetzt und zeigte, dass bei der richtigen Strategie auch vermeintliche Underdogs triumphieren können.
Justin Bonomo holt das Big One for One Drop
Justin Bonomo gilt seit Jahren als einer der dominantesten Spieler der High-Roller-Szene. Seinen wohl größten Moment feierte er 2018, als er das Big One for One Drop gewann und dafür glatte 10 Millionen Dollar kassierte. Bonomo spielte sich in diesem Jahr in einen wahren Rausch. Sein Erfolgslauf bei Super High Roller Events war beispiellos. Der Gewinn beim One Drop bildete das Sahnehäubchen und katapultierte ihn an die Spitze der All-Time-Money-List, wo er sich lange Zeit hielt.
Pius Heinz schreibt deutsche Poker-Geschichte beim WSOP Main Event
Auch deutsche Pokerspieler haben sich ihren Platz in der Weltspitze erkämpft. Besonders eindrucksvoll gelang das Pius Heinz, der 2011 als erster Deutscher das prestigeträchtige WSOP Main Event gewann. Sein Gewinn betrug 8.715.638 Dollar und damit sorgte Heinz nicht nur international für Furore, sondern löste auch hierzulande einen regelrechten Pokerboom aus.
Der junge Student aus Köln hatte sich durch ein Teilnehmerfeld von 6.865 Spielern gekämpft und am Ende das begehrte Bracelet gewonnen. Ein Märchen, das bis heute als eines der größten Highlights im deutschen Pokersport gilt.
Fedor Holz räumt beim High Roller for One Drop
Ein weiterer deutscher Shooting-Star heißt Fedor Holz. Mit gerade einmal Mitte 20 mischte er die internationale Pokerszene auf und gewann ein Turnier nach dem anderen. Sein größter Zahltag war der Sieg beim High Roller for One Drop 2016, bei dem er 6 Millionen Dollar einstrich.
Holz gilt als Prototyp des modernen Online- und Live-Profis. Analytisch, fokussiert und mental bestens vorbereitet. Sein Stil setzte neue Maßstäbe in der High-Roller-Szene und inspirierte eine ganze Generation eutscher Pokerspieler.
Was passiert nach solchen Riesengewinnen?
Große Summen verändern alles, zumindest für viele der Gewinner. Während manche sich mit dem Geld zur Ruhe setzen, investieren andere sofort in neue Turniere. High Roller Buy-Ins verschlingen schnell einen Großteil der Bankroll. Dazu kommen Steuern, Lebenshaltung und nicht zu vergessen der unberechenbare Faktor Varianz.
Viele Spieler berichten, dass sie während der Turniere gar nicht ans Geld denken, sondern voll im Moment aufgehen. Nach dem Sieg hingegen ändert sich so einiges. Medieninteresse, neue Bekanntschaften, größere Erwartungen. Nicht immer führt das automatisch zu einem sorgenfreien Leben.
Die unsichtbaren Millionengewinne
Abseits von Turnieren locken die wirklich dicken Cash Games. In High Stakes Runden, etwa in Macau oder in privaten Villen in Las Vegas, wechseln mitunter Summen den Besitzer, die selbst die größten Turniergewinne alt aussehen lassen.
Phil Ivey, Tom Dwan oder Patrik Antonius gehören zu jenen Legenden, die hier regelmäßig ihr Glück versuchen. Genaue Zahlen sind selten bekannt, denn Cash Game Profite werden nirgends offiziell gelistet. Was bleibt, sind Geschichten und Gerüchte. Und die Gewissheit, dass der höchste je gewonnene Betrag möglicherweise nie in einer Turnierstatistik auftaucht.
In diesem exklusiven Business, das sich jenseits öffentlicher Rankings abspielt, zählt weniger der Glanz einer Trophäe, sondern vielmehr die Kunst, an den wirklich großen Tischen unbemerkt und konstant zu gewinnen.