Wer heutzutage ein Videospiel ausprobieren oder einen Film streamen möchte, wählt nur selten beliebig etwas aus, das einfach einen ansprechenden Titel oder ein verheißungsvolles Cover zu bieten hat. Stattdessen vertraut man auf die Rückmeldungen anderer Nutzer, die auf zahlreichen Plattformen oder beispielsweise auch auf dem Streaming-Dienst selbst ihre bereits gemachten Erfahrungen teilen.
Dadurch kann man sich ganz unverbindlich Rat einholen und im Anschluss deutlich bessere Entscheidungen treffen. Egal, ob es darum geht, einen Slot auf Lapalingo auszuwählen oder eine neue DVD zu bestellen, echte Reviews findet man zu allen Spielen und Filmen. So lautete zumindest seither die Theorie, denn irgendjemand musste die Reviews schließlich schreiben. Nun hält jedoch überall die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) Einzug, die in der Lage ist, solche Texte in einem Sekundenbruchteil zu erstellen. Wie viel Glauben kann man all den online gestellten Bewertungen also überhaupt noch schenken?
Unzählige Reviews und kluge Marketing-Strategien
Dass Reviews überhaupt so in Mode gekommen sind, hat gleich zweierlei Gründe. Zum einen steckt eine Marketing-Maschinerie dahinter, denn jede positive Online-Rezension verbessert das Ranking und die Sichtbarkeit und trägt somit zu gesteigertem Umsatz bei. Firmen haben also großes Interesse daran, möglichst viele und zudem besonders gute Bewertungen für ihre Produkte und Dienstleistungen zu erhalten. Daher werden diese bereits fleißig gekauft, indem man den Bewertenden Geld oder Gutscheine für ihre hinterlassenen Lobeshymnen anbietet.
Zum anderen ist jedoch auch eine wahre Empfehlungskultur im letzten Jahrzehnt entstanden und Kunden verlassen sich folglich sehr auf die Aussagen anderer. Das erklärt auch, warum Influencer-Marketing so durchschlagenden Erfolg hat, schließlich vertrauen Follower fast blind auf die Aussagen ihrer Stars und kaufen daher auch die von ihnen beworbenen Artikel.
Von ChatGPT & Co erstellte Bewertungen könnten zum Problem werden
Ohne Frage sind dank KI tolle Dinge möglich – ganz egal, ob man damit Alexa und Siri steuert, durch clevere Algorithmen interessante YouTube-Videos präsentiert bekommt oder in der Online Spielothek individualisierte Spielvorschläge erhält. Somit ist es kein Wunder, dass die Technik auch auf Bewertungsportalen und vielerlei digitalen Plattformen gerne genutzt wird.
Schließlich können Reviews mithilfe von KI-gesteuerten Texterstellungsprogrammen wie unter anderem ChatGPT in Windeseile, tausendfach und zu sehr geringen Kosten produziert werden.
Was auf den ersten Blick prima aussieht und hinsichtlich der so erzeugten Menge an Content auch seinen Zweck in Sachen Suchmaschinenoptimierung erfüllt, hat jedoch durchaus seine Tücken. Denn selbstverständlich kann Künstliche Intelligenz echte Reviews unterschiedlicher Endverbraucher mit ganz individuellen schriftlichen Ausdrucksformen nicht komplett ersetzen.
Kontrolle von Fake-Reviews durch smarte Tools
Viel eher zeigen sich hier Lücken oder die KI verrät sich sozusagen selbst, indem beispielsweise inhaltlich völlig widersprüchliche Aussagen innerhalb desselben Beitrags getätigt oder unvollendete, grammatikalisch auffällig falsche Satzstrukturen genutzt werden.
Ein weiteres Indiz für die Verwendung von KI ist die Tatsache, dass sämtliche Reviews zu sehr nach einem Guss klingen und somit die natürliche Bandbreite fehlt.
In solchen Fällen können die automatisiert generierten Reviews von anderen, ebenfalls sehr intelligenten und lernfähigen Anwendungen recht treffsicher als Fake erkannt und aufgedeckt werden. Amazon beispielsweise versucht schon seit Längerem mithilfe solcher Kontrollinstrumente gegen unechte Bewertungen vorzugehen, um seinen guten Ruf als glaubwürdigen Webshop aufrechtzuerhalten.
Wacher Blick und gesunde Skepsis
Kontrollen werden jedoch bis dato nur von sehr wenigen Plattformen vorgenommen, weshalb man als Nutzer immer Vorsicht walten lassen und seinen klaren Menschenverstand einsetzen sollte, um echte von falschen Empfehlungen zu unterscheiden und zu merken, wann man in eine Werbefalle tappt.
Auch wenn sich mit gefakten Bewertungen von Spielen und Filmen weniger verdienen lässt und das Phänomen hier längst noch nicht so allgegenwärtig ist wie bei anderen Produkten, lohnt es sich, auch noch einen Blick auf andere Angaben zu werfen und sich letztlich sein eigenes Bild zu machen. Schließlich sind die Geschmäcker verschieden.